Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) erhält ein neues zukunftsweisendes Evolutionsforschungszentrum: das Center for Fundamental Research in Translational Evolutionary Biology (CeTEB, Deutsch: Zentrum für Grundlagenforschung in der Translationalen Evolutionsbiologie). Ab 2027 werden sich dort auf 4.850 Quadratmetern 140 Forschende und Mitarbeitende mit aktuellen Fragestellungen aus Medizin, Umweltschutz und Nahrungsmittelproduktion befassen. Bund und Land investieren mehr als 68 Millionen Euro in den Neubau, der unter der Leitung der Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR (GMSH) entsteht. Rund 20 Monate nach der Grundsteinlegung für das CeTEB feierten das Land, die GMSH, die CAU und die Landeshauptstadt Kiel heute (25. März 2025) gemeinsam mit den Handwerkern das Richtfest. An der Feier nahmen Finanzministerin Silke Schneider, Wissenschaftsministerin Karin Prien, GMSH-Geschäftsführerin Susanne Kirchmann, CAU-Kanzlerin Claudia Ricarda Meyer und Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer teil.
Zur Finanzierung des Bauprojektes sagte Finanzministerin Silke Schneider: „Dieses Leuchtturmprojekt zeigt, wie Klimaschutz, Forschung und Landesbau Hand in Hand gehen. Mit rund 68 Millionen Euro investieren wir gemeinsam mit dem Bund in eine innovative und hochmoderne Forschungsinfrastruktur in Schleswig-Holstein – mit Dachbegrünung, Photovoltaik und klimafreundlicher Wärmeversorgung als zentrale Bausteine für eine nachhaltige Zukunft."
Wissenschaftsministerin Karin Prien sagte: „Das neue Evolutionsforschungszentrum CeTEB markiert den Beginn der Umsetzung des Rahmenplans Bremerskamp. Über die nächsten Jahre investieren das Land gemeinsam mit dem Bund auch in Zeiten knapper Kassen massiv in die Stärkung des Studienstandorts Kiel und Schleswig-Holstein. In direkter Nachbarschaft zum CeTEB werden auf dem Gelände Bremerskamp in den kommenden Jahren weitere wichtige Forschungsgebäude entstehen, unter anderem das Forschungsgebäude ARCWorlds und das neue Biologiezentrum. Durch die Bündelung dieser hochmodernen Forschungsbauten an einem Standort entsteht ein Forschungsumfeld, welches wichtige und vielversprechende Synergieeffekte ermöglichen wird.“
2020 hatte die GMSH gemeinsam mit Vertretern der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), des Landes, der Landeshauptstadt Kiel, der CAU und des Studentenwerks einen städtebaulichen Rahmenplan für den Bremerskamp entwickelt.
„Das CeTEB ist der erste Neubau aus dem Rahmenplan, der hier Gestalt annimmt,“ sagte GMSH-Geschäftsführerin Susanne Kirchmann. „Mit seiner modularen Bauweise in Clustern bietet es den Forschenden große Flexibilität. Seine effiziente Gebäudetechnik wird zur Minimierung des Energieverbrauchs beitragen. Ich freue mich, dass die Uni Kiel damit von uns ein hochmodernes Evolutionsforschungszentrum für exzellente Forschung erhält.“
„Dank des Engagements und der Leistungen unserer exzellenten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hat sich die Kieler Universität zu einem internationalen Hotspot in der Evolutionsforschung entwickelt. Inzwischen verfügen wir über eine einmalige Vielfalt an Forschungsverbünden und Kooperationspartnern und eine beeindruckende wissenschaftliche Bandbreite auf diesem Gebiet. Das CeTEB wird als neue Heimat der Kieler Evolutionsforschung international sichtbar ein Zeichen für diesen besonderen Erfolg innerhalb des CAU-Forschungsschwerpunkts Kiel Life Science setzen“, betonte CAU-Kanzlerin Claudia Ricarda Meyer.
Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer sagte: „Das neue CeTEB ist nicht nur ein architektonisches und wissenschaftliches Aushängeschild, sondern auch ein starkes Signal für die Zukunft von Wissenschaft und Forschung in Kiel. Von dem Hochschulquartier am Bremerskamp profitiert sowohl die CAU als auch Kiel insgesamt als lebendiger Wissenschaftsstandort. Das Richtfest ist ein weiterer Meilenstein für Kiel.Science.City.“
„Wir freuen uns sehr, dass uns das CeTEB bald in seiner endgültigen Gestalt zur Verfügung stehen wird. Dort können wir unsere neuen Ansätze zur Evolutionsforschung unter für uns fantastischen Bedingungen weiterentwickeln und uns gleichzeitig effizient mit Kolleginnen und Kollegen aus unseren zentralen Partnerinstitutionen vernetzen, zum Beispiel dem Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön, dem GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, dem Forschungszentrum Borstel oder auch dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH)“, betonte der designierte Leiter des Zentrums, Professor Hinrich Schulenburg. „Unter dem Dach eines gemeinsamen Zentrums werden wir künftig vielseitige Optionen für den Austausch zwischen Forschenden und für die Durchführung gemeinsamer Forschungsprojekte haben, um hierüber neue Impulse in der modernen Evolutionsbiologie zu setzen“, ergänzte Professorin Olivia Roth, künftiges Mitglied im Zentrum.
Das viergeschossige Evolutionsforschungszentrum ist auf eine langfristige Anpassungsfähigkeit ausgelegt. Jedes Geschoss erhält zwei Laborcluster mit jeweils 400 Quadratmetern, die flexibel kombinierbar sein werden. Weil die Cluster über ein modulares Grundraster der Labore und eine optimierte Leitungsführung der Haustechnik verfügen wird, sind spätere Umbauten ohne große Eingriffe möglich. Die Laborcluster werden ergänzt mit Büros, Funktionsräumen und einer Dokumentationszone. Das Gebäude erhält ein Atrium mit einem Glasdach, wodurch auch die innenliegenden Bereiche mit Tageslicht versorgt werden können. Eine großzügige Freitreppe im Eingangsbereich soll den informellen, spontanen Austausch der Forschenden fördern. Auf dem Dach entsteht eine Photovoltaikanlage, die Südfassade soll begrünt werden. Zur Minimierung des Energieverbrauchs wird eine effiziente Gebäudetechnik installiert und es wurde ein Lüftungskonzept erarbeitet, sodass die Belüftung der Büros natürlich erfolgen kann und die energieintensive Lüftung der Labore bedarfsgerecht gesteuert werden kann. Für das CeTEB wird eine Zertifizierung nach dem Bewertungssystem für nachhaltiges Bauen (BNB) angestrebt.
Angaben zum Gebäude
Bauherr: Land Schleswig-Holstein
Bauherrenvertretung: Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR
Architekt: Hammeskrause Architekten bda
Baukosten: aktuell ca. 68 Millionen Euro
Baubeginn: Januar 2023
Grundsteinlegung: 3. Juli 2023
Fertigstellung: voraussichtlich 1. Quartal 2027
Nutzfläche: ca. 4.850 Quadratmeter
Gebäudegrundriss: 57 x 51 Meter
Translationale Evolutionsforschung löst Probleme in Medizin, Umwelt und Landwirtschaft
Die neuen Räume und Infrastrukturen bilden künftig die Grundlage für die Kernaufgabe des neuen Zentrums: Die Kieler Forschenden wollen anhand einer gemeinsamen evolutionsbiologischen Perspektive ihre Erkenntnisse nutzen, um nachhaltige Strategien zur Lösung aktueller Probleme in Medizin, Umweltschutz und Nahrungsmittelproduktion zu entwickeln – zum Beispiel im Kampf gegen Antibiotika-resistente bakterielle Krankheitserreger oder zur Verbesserung eines gesunden Mikrobioms beim Menschen wie auch gefährdeten Tieren oder Pflanzen. Dazu werden sie zunächst die zugrundeliegenden evolutiven Prozesse weiter erforschen, die mit der Anpassung von Arten an drastische Umweltveränderungen auf dem Wege der natürlichen Selektion zusammenhängen, und darauf aufbauend maßgeschneiderte Lösungsansätze für verschiedene Anwendungsfelder entwickeln.
Die Forschenden im CeTEB profitieren dabei von den erfolgreichen Vorarbeiten des Kiel Evolution Centers (KEC) an der CAU: Es bemüht sich seit vielen Jahren erfolgreich um eine Bündelung der evolutionsbiologischen Forschungsinitiativen im Kieler Raum. Inzwischen sind diese in mehreren Großforschungsprojekten wie dem DFG-Graduiertenkolleg „TransEvo“ oder dem DFG-Sonderforschungsbereich zum „Entstehen und Funktionieren von Metaorganismen“ zusammengeschlossen, unter anderem unter Beteiligung des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie in Plön, des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel oder des Forschungszentrums Borstel – Leibniz Lungenzentrum (FZB), die künftig ihre Heimat im Forschungsneubau auf dem Bremerskamp finden werden.
Über das KEC
Das Kiel Evolution Center (KEC) als interaktive Wissenschaftsplattform an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) setzt sich zum Ziel, Evolutionsforscherinnen und -forscher in der Region Kiel besser zu koordinieren. Daneben sollen unter dem Schlüsselbegriff „Translationale Evolutionsforschung“ gezielt Brücken zwischen Grundlagenforschung und Anwendung geschlagen werden. Neben der Förderung der Wissenschaft stehen ausdrücklich auch Lehre und Öffentlichkeitsarbeit im Fokus des Kiel Evolution Center. Daran beteiligt sind neben der CAU auch Forschende vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, dem Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön (MPI-EB) und dem Forschungszentrum Borstel (FZB), Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften.
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