Für die Sanierung der Fakultätenblöcke der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) wendet die Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR (GMSH) erstmals ein ressourcenschonendes Verfahren an: Urban Mining. Dabei wird die vorhandene Bausubstanz als ‚urbane Mine’ wiederverwendet, sodass erheblich CO2 eingespart werden kann. Es wird so wenig wie möglich abgerissen und so viel wie möglich wiederverwendet. Für eine klimaschonende Energieversorgung hat die GMSH ein Energiekonzept erstellt, bei dem insbesondere die CO2-Folgekosten berücksichtigt wurden. Nachdem nun die Baustelle einrichtet wurde, startete die GMSH mit dem ersten Bauabschnitt, in den das Land bisher rund 69,5 Millionen Euro aus dem Infrastrukturprogramm IMPULS investiert. Ein Mehrbedarf von rund 28,5 Millionen Euro wurde bereits vorgelegt. Die Fertigstellung ist im Frühjahr 2028 vorgesehen. Die vollständige Sanierung der Fakultätenblöcke in der Leibnizstraße 4-10 ist nach vier Bauabschnitten bis 2035 angedacht.
Hierzu Finanzministerin Monika Heinold: „Mit IMPULS bringen wir das Land voran. Durch das Infrastrukturprogramm haben wir ein solides Finanzierungsinstrument, um bei großen Bauvorhaben langfristig und sicher planen zu können. Zudem hat sich die Landesregierung mit dem Konzept zur energetischen Sanierung der Landesliegenschaften klare Ziele beim Klimaschutz im Bau gesetzt. Dieses Projekt ist ein tolles Beispiel dafür, wie nachhaltiges und ressourcenschonendes Bauen funktioniert. So machen wir Schleswig-Holstein zukunftsfest und energieeffizient.“
„Aus dieser Baumaßnahme gewinnen wir wichtige Rückschlüsse für das Umsetzungskonzept für die energetische Modernisierung der Landesliegenschaften“, sagte Heinz Schwabe, stellvertretender Geschäftsbereichsleiter Landesbau der GMSH. „Die Bauwirtschaft ist einer der Hauptverursacher von CO2. Der Schlüssel für eine klimafreundliche Bauwirtschaft liegt in einem verantwortungsvollen, kreislaufgerechten Umgang mit Ressourcen jeglicher Art. Das setzen wir hier konsequent um.“
„Die Sanierung der Fakultätenblöcke ist ein enormer Meilenstein für die Campusentwicklung“, betont Claudia Ricarda Meyer, Kanzlerin der CAU. „Der Gebäudekomplex aus den 1970er Jahren ist das Zentrum der Geisteswissenschaften der CAU. Durch die umfassenden Sanierungsmaßnahmen wird u.a. mit dem Bibliotheksverbund viel Arbeitsraum für Studierende geschaffen, der sich an den veränderten Anforderungen eines zeitgemäßen Studiums orientiert. Die Durchführung des Umbaus mit klimaschonenden Verfahren reiht sich konsequent in die Nachhaltigkeitsbestrebungen der CAU ein und zeigt, dass Nachhaltigkeit auch im Bau eine zukunftsweisende Perspektive ist."
Der Gebäudekomplex gliedert sich in einen zweigeschossigen Sockel und in die darüber liegenden vier Institutsblöcke. Die Gebäude erhalten neue Fassaden. Die Büros, Seminarräume und Sanitäranlagen werden vollständig saniert. Im Sockel entsteht ein Bibliotheksverbund. Nachdem die Rechtswissenschaftliche Fakultät ins Juridicum gezogen ist, kann die Leibnizstraße 6 saniert werden. Das Gebäude wurde bereits vollständig entkernt. Als nächstes werden die drei Verbindungsbauten im Sockel abgerissen und zwischen der Leibnizstraße 6 und 8 wird eine sogenannte Agora errichtet, die als zentraler Veranstaltungsbereich dienen wird. Wenn dieser erste Bauabschnitt abgeschlossen ist, folgt die Sanierung der Leibnizstraße 8 (2. Bauabschnitt), der Leibnizstraße 4 (3. Bauabschnitt) und der Leibnizstraße 10 (4. Bauabschnitt).
Ressourcenschonendes Sanieren
Um die CO2-Emmission zu vermeiden, die bei der Herstellung von Baustoffen ent-stehen, hat die GMSH eine Urban Mining Analyse erstellen lassen. Dabei wurden Elemente identifiziert, die bei der Sanierung der Fakultätenblöcke wiederverwendet werden können. So werden beispielsweise die Kalksandsteine behutsam einzeln demontiert und anschließend wiederverwendet und Türelemente aus Massivholz überarbeitet. Demontierte Betonbauteile von der Fassade werden aufbereitet und als Recyclingbeton wiederverwendet. Außerdem wird CO2-armer Zement genutzt.
Durch den Einsatz einer Holzunterkonstruktion in der Fassadenbekleidung werden 17 Prozent Energieeinsparung im Vergleich zu konventionellen Vorhangfassaden mit Aluminiumunterkonstruktion erzielt. Im Vergleich zu konventionellen Alufenstern fällt in der Ökobilanz durch die Verwendung von Holzalufenstern bei den Fakultätenblöcken ca. fünfmal weniger CO2 in der Herstellung an. Weil bei der Agora eine Dachkonstruktion mit einer speziellen Holzunterkonstruktion umgesetzt wird, können dabei 38 Tonnen CO2 eingespart werden.
Regenerative Energieversorgung
Auf den Dächern der vier Fakultätenblöcke werden Photovoltaikanlagen mit insgesamt 279 kWp Leistung installiert. Durch Hochleistungsenergiepfähle wird eine passive Kühlung der Gebäude sichergestellt. Die Wärmeversorgung soll anfangs über Fernwärme und später über das Nahwärmenetz am Bremerskamp erfolgen, bei dem die Abwärme des dort entstehenden Rechenzentrums genutzt wird.
Angaben zur Baumaßnahme:
Bauherr: Land Schleswig-Holstein
Bauherrenvertretung: Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR
Architekt: agn Leusmann GmbH
Baubeginn: Frühjahr 2024
Fertigstellung des ersten Bauabschnitts: Frühjahr 2028
Gesamtkosten für den ersten Bauabschnitt: voraussichtlich 98 Millionen Euro
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