Für einen hochtechnischen Laborneubau bedarf es einer modernen Bauweise. Durch das eingesetzte LEAN-Management ist das ZEVS zum einen unsere schnellste Baustelle gewesen und zum anderen konnte der Baufortschritt komplett digital verfolgt werden.
ZEVS steht für Zentrum für vernetzte Sensorsysteme. Der Neubau auf dem Ostufer-Campus in Kiel ist Teil der Technischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität (CAU). Es ist das Herzstück auf dem rund 30.000 Quadratmeter großen Areal des ehemaligen Werftgeländes und der Start für die Umsetzung des städtebaulichen Rahmenplans.
Im ZEVS sollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Elektrotechnik und Informationstechnik, Materialwissenschaft, Informatik, Medizin und Biologie gemeinsam vernetzte Sensorsysteme der Zukunft erforschen. Mit dem Neubau werden Expertisen in der Sensorik an einem Ort zusammenführt, um medizinische, maritime und energietechnische Anwendungen und die Erfassung von Umweltdaten möglich zu machen.
Binnen 18 Monaten entstand der viergeschossige Neubau, der über knapp 3.800 Quadratmeter Nutzfläche verfügt und neben Laboren und Büros einen Konferenzraum für öffentliche Seminare beherbergt. Im Erdgeschoß befindet sich unter anderem ein in der zivilen Forschung einmaliges Versuchsbecken, für das eine komplexe Gründung auf dem Baufeld notwendig war. Der kompakte, multifunktionale Baukörper mit transparenten Erdgeschosszonen ist typisch nordisch und passend zu den umliegenden Gebäuden mit einer Ziegelfassade verkleidet.
Bis Ende 2023 erfolgt die barrierefreie Ausgestaltung eines neuen Campusplatzes mit Sitz- und Grünflächen. Dadurch wird die Aufenthaltsqualität auf dem Campus deutlich gesteigert.
Generalunternehmen und LEAN-Management
Da der Neubau des ZEVS zu rund 18,3 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert wird, die innerhalb einer gewissen Zeit abgerufen werden müssen, war es wichtig, dass beim Bau alles reibungslos und ohne Verzögerungen abläuft. Daher haben wir uns für einen Generalunternehmer entschieden, der sämtliche Bauleistungen aus einer Hand übernimmt. Der Zuschlag ging an die Firma Züblin.
Die meisten Firmen stammen aus Schleswig-Holstein oder Hamburg, sodass nicht nur das regionale Handwerk gefördert wurde, sondern auch die Wege kurz waren. In Kombination mit dem LEAN-Management der Firma Züblin waren die Arbeitsabläufe stets im Zeitplan – was bei einem komplexen Bauprojekt wie dem ZEVS nicht selbstverständlich ist.
LEAN bedeutet schlank und zielt darauf ab, die Arbeitsabläufe des gesamten Bauprozesses zu betrachten, um die Prozesszuverlässigkeit zu erhöhen und um Kosten und Zeit einzusparen. Züblin arbeitet seit gut zehn Jahren mit LEAN.Construktion auf ihren Baustellen. Früher mit Papier auf analogen Blechtafeln, heute digital mit sogenannten Taktsteuerungstafeln. Bei den täglichen Baubesprechungen mit den Nachunternehmen kann über ein Ampelsystem abgelesen werden, wo es gerade gut und wo es gerade nicht so gut auf der Baustelle läuft.
- Grün, alles in Ordnung
- Orange, eine Maßnahme muss ergriffen werden, aber der Takt kann eingehalten werden
- Rot, etwas ist gestört und es muss eine Maßnahme ergriffen werden
Die Taktsteuerungstafel für das ZEVS war zentral am Haupteingang platziert. Alle relevanten Informationen zum vernetzen Bauplan können jedoch auch über Tablets in Echtzeit eingesehen und aktualisiert werden. Mit dem LEAN-Management erhalten alle Personen auf der Baustelle eine Orientierung bezüglich der Baustellenlogistik, der Materialströme und der Termine. Zudem ist so die Qualitätssicherung und die Arbeitssicherheit gewährleistet. Der größte Vorteil ist jedoch, dass eine enorm effizientere Kommunikation mit den zum Teil über 200 Menschen auf der Baustelle ermöglicht wird.
Für die GMSH war es das erste Mal, ein komplexes Laborgebäude mit LEAN-Management zu bauen. Mit Sicherheit wird es nicht das letzte Mal bleiben, denn das ZEVS war dadurch zum einen unsere schnellste Baustelle und zum anderen eine komplett digitale Baustelle.
Nachhaltigkeit
Das ZEVS wird entsprechend der BNB-Zertifizierung Silber errichtet. Dafür müssen unter anderem Kriterien wie die ökologische, ökonomische und soziostrukturelle und funktionale Qualität des Gebäudes beachtet werden. So ist beispielsweise eine Photovoltaikanlage auf dem Dach geplant und die Räume werden barrierefrei. Zudem leisten wir mit einer nachhaltigen und energieeffizienten Bauweise einen aktiven Beitrag, um die schleswig-holsteinischen Klimaziele zu erreichen.
Neues Hörsaalgebäude
Zudem entsteht auf dem Campus ein Hörsaalgebäude, das den neuen Eingang zum Stadtteil Gaarden bildet. Im dreigeschossigen Neubau gibt es neben zwei Hörsälen mit steigendem Gestühl auch studentische Arbeitsplätze und Gruppenräume. In den Obergeschossen befindet sich eine Cafeteria mit Außenterrasse und eine Fachbibliothek. Auch dieses Gebäude wird entsprechend der BNB-Zertifizierung Silber errichtet und erhält eine Photovoltaikanlage auf dem Dach.
Das Hörsaalgebäude ist ein wichtiger Baustein zur Vernetzung der Fakultät mit dem Stadtteil Gaarden. Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer sagte dazu beim Richtfest im Dezember 2022: „Mit dem ZEVS und dem neuen Hörsaalgebäude entsteht ein Campus, der nicht nur städtebaulich und ökologisch zukunftsfähig ist, sondern sich auch zum Stadtteil hin öffnet. Die bauliche Erneuerung der Technischen Fakultät war von Beginn an ein wesentlicher Bestandteil unserer Entwicklungsstrategie ‚Gaarden hoch 10‘. “
Städtebaulicher Rahmenplan
Grundlage für die Umgestaltung des Ostufer-Campus vom Werftstandort zum Wissensstandort ist ein gemeinsam erarbeiteter städtebaulicher Rahmenplan, in dem die Leitidee für das Areal aller beteiligten Parteien zusammengefasst ist. Mehr zu dem zweistufigen Workshop-Verfahren finden Sie unter dem GMSH-Projekt Umgestaltung der Technische Fakultät oder in der Dokumentation Städtebaulicher Rahmenplan Technische Fakultät.
- Baukosten
- 37,9 Millionen Euro
- Geschosse
- 4
- Hauptnutzfläche
- ca. 3.800 Quadratmeter
- Entwurf
- © pbr Planungsbüro Rohling AG
Nur neun Monate nach der Grundsteinlegung steht der Rohbau und nur acht Monate nach dem Richtfest werden wir die Schlüsselübergabe eines großen und komplexen Bauprojekts feiern können. Das gelingt hier in so kurzer Zeit, weil alle Beteiligte so hervorragend und professionell zusammenarbeiten. Und dieses Projekt belegt, dass die Zusammenarbeit mit einem Generalunternehmer eine wichtige Ergänzung zum konventionellen Bauen sein und dazu beitragen kann, mehr Baumaßnahmen parallel zu stemmen.
Projekthistorie
21.07.2023
Fertigstellung ZEVS
02.08.2023
Fertigstellung Hörsaalgebäude
27.09.2023
Schlüsselübergabe
Panorama
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