Grüne Wiese
Am Sozialministerium in Kiel ist bereits eine große Blumenvielfalt vorhanden.

Biodiversität

Weil die Artenvielfalt zurückgeht, hat sich das Land Schleswig-Holstein das Ziel gesetzt, landeseigene Flächen artenreicher und natürlicher zu gestalten, um den bestehenden Lebensraum der Tier- und Pflanzenwelt zu verbessern und den verloren gegangenen Lebensraum soweit wie möglich zu ersetzen.

Der Zustand der Artenvielfalt in Deutschland ist alarmierend. Ein Drittel der bei uns in Deutschland vorkommenden Arten steht auf der Roten Liste und hat damit in seinem Bestand als gefährdet zu gelten.

Quelle: Artenschutzreport 2015, herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz, www.bfn.de

GMSH ist für Biodiversität auf Landesliegenschaften zuständig

Als zentraler Dienstleister des Landes sind wir für die Bewirtschaftung der landeseigenen Flächen zuständig, dazu gehören auch die Grünflächen der zahlreichen Liegenschaften in ganz Schleswig-Holstein. Zudem sind wir für sämtliche Bauprojekte des Landes verantwortlich. Unsere beiden Geschäftsbereiche Landesbau und Gebäudebewirtschaftung berücksichtigen Klimaschutz und Nachhaltigkeit in ihrer täglichen Projektarbeit, daher steht Biodiversität, die mit Artenvielfalt übersetzt wird, steht so in unserer Verantwortung. Unsere Aufgabe ist es, die landeseigenen Liegenschaften als attraktiven Lebensraum für eine Vielzahl an Arten und Individuen zu erhalten und weiter zu entwickeln.

Wildblumenwiese in der Liegenschaft Niemannsweg 220 in Kiel.

Wie lässt sich die Vielfalt der Lebensräume erhalten?

Kleine Maßnahmen wie Wildblumenwiesen für Insekten, Nistkästen für Vögel oder der Verzicht auf versiegelte Flächen leisten wertvolle Beiträge. Welchen Artenschutz wir im Rahmen von Baumaßnahmen und im Rahmen von Bewirtschaftung leisten können und wie wir neue Lebensräume entwickeln, zeigen folgende Beispiele.

Artenschutz bei Baumaßnahmen

Um einem weitest gehenden Erhalt schon vorhandener, artenreicher Lebensräume zu sichern, begrenzen wir die Bauflächen auf das notwendigste Maß. Werden dennoch einzelne wertvolle Bereiche in das Baugeschehen einbezogen, nutzen wir die Fachkompetenzen unserer Freianlagenplaner, um Schäden am Bestand möglichst du vermeiden oder schaffen entsprechende Ersatzlebensräume.

Das Thema Artenschutz betrifft alle Gewerke einer Baumaßnahme. Dies zeigt sich nicht nur durch flächenschonende Arbeitsweisen, sondern auch in der Verwendung umweltverträglicher Baumaterialien und -produkte. So achten wir schon bei der Planung darauf, Materialen zu verwenden, 

  • von denen keine schädlichen Emissionen ausgehen
  • die aufgrund ihrer Bauart und Materialauswahl keine Gefahr für die Lebewelt darstellen
  • und die eine möglichst hohe Lebensdauer aufweisen, gegebenenfalls sogar recycelbar sind.

Neue Lebensräume entwickeln bei Baumaßnahmen

Baumaßnahmen stellen immer Eingriffe in den Naturhaushalt dar. Oft wird der Gebäudealtbestand abgebrochen und der geplante Neubau an gleicher Stelle errichtet. Ist dies nicht möglich, ist eine Baufeldräumung erforderlich. Damit geht meist ein Verlust an Individuen oder bisher intakter Artenbestände einher. Nach Baufertigstellung werden die umliegenden Vegetationsflächen wiederhergestellt oder neu angelegt, so dass neue, wenn auch meistens kleinere Lebensräume entstehen. Durch folgende Maßnahmen können wir im begrenzten Maße durchaus wertvolle Biotoptypen schaffen oder sie erhalten:

  • Wir nutzen für Baumaßnehmen bevorzugt Flächen, die aufgrund ihrer Bauart oder Zusammensetzung nur wenigen Arten einen Lebensraum bieten. Damit schützen wir andere Bereiche mit vorhandenen Altbeständen und artenreicheren Vorkommen. Betroffene Vegetationsflächen werden nach Bauende fachkundig wiederhergestellt.
  • Wir schützen Bodenflächen vor Verdichtung oder dem Einbringen schädlicher Stoffe. Bei Aufgrabungen wird Oberboden getrennt vom Unterboden gelagert, beim Verfüllen dürfen diese Schichten nicht durchmischt werden.
  • Wir gestalten neue Freiflächen vielseitig, um besonderen Arten neue Lebensstätten anzubieten. Zum Beispiel mit Unterschlupfmöglichkeiten, Überwinterungsplätzen oder Nistkästen für Vögel, Insekten und Fledermäuse.
  • Wir beziehen Gebäude in den Artenschutz ein, indem diese begrünt werden.
  • Sonnige Grünanlage

    Sonnige Flächen mit nährstoffarmen Unterboden

    Anstatt Oberboden anzudecken, können abgeräumte Bauflächen zu Magerwiesen oder zu heideartigen Beständen aufgebaut werden.

  • Kleine Grünanlage

    Kleine Flächen in bebauten Gebieten

    Über eine geschickte Pflanzenauswahl können auch kleinere Flächen in wertvolle Biotope für Wildbienen und Schmetterlinge umgewandelt werden.

  • Grüne Wiese

    Stellplätze

    Mit ausreichend großen Pflanzinseln können Stellplätze mit Bäumen überstellt werden. Steht nur ein schmaler Streifen zur Verfügung, können Formhecken oder Rankelemente eingesetzt werden. Die Stellflächen sollten wasserdurchlässig sein, um den Niederschlag vollständig dem Boden zuzuführen.

  • Grünanlage auf einem Dach

    Gebäudebegrünung

    Eine Fassadenbegrünung kommt manchem Baum gleich und bietet zahlreichen Lebewesen Nahrung, Verstecke und Fortpflanzungsmöglichkeiten. Auch begrünte Flachdächer stellen einen hervorragenden Lebensraum dar. Insbesondere naturnahe Vegetationsformen wie Trocken- und Magerrasen stellen sehr wertvolle Ersatzlebensräume für bedrohte Arten dar.

Das Gelände des Landesarchiv Schleswig bietet vielen Tieren einen wertvollen Lebensraum.

Artenschutz in der Bewirtschaftung

Im Zuge unserer Bewirtschaftungsleistungen wie Außenanlagenpflege, Baumpflege, Winterdienst und bei Wartungsarbeiten oder Kleinreparaturen erhalten und verbessern wir die Artenvielfalt. Dies gelingt uns durch folgende Maßnahmen:

  • Kein Einsatz von Pestiziden und reinem Streusalz im Winterdienst.
  • Kein Lagern umweltgefährdender Stoffe im Außenbereich, dazu zählen auch Plastikfolien und Netze.
  • Keine Außenarbeiten in unmittelbarer Nähe zu Fortpflanzungs- und Ruhestätten von Insekten, Vögeln, Kleinsäuger und Fröschen in Gewässern oder wir verschieben die Arbeiten bis zum Ende der Ruhe-, Brut- und Aufzuchtzeiten.
  • Lärmende Maschinen kommen nur zum Einsatz, wenn es unbedingt notwendig und vertretbar ist.
  • Bereiche, die geschützte Arten bevorzugt als Lebensraum nutzen, werden möglichst wenig begangen.
  • Wir sensibilisieren unsere Beschäftigten zum Artenschutz und erstellen liegenschaftsspezifische Konzepte zum Umgang mit den jeweiligen Außenanlagenflächen.

Neue artenreiche Bestände entwickeln in der Bewirtschaftung

Unser Fokus liegt nicht mehr auf dem reinen Erhalt von Grünflächen. Vielmehr geht es uns um eine mögliche Entwicklung zu artenreicheren Flächen. Neue Anforderungen im Pflegeumfang, Neugestaltung und Nutzung der Freiflächen sind künftig wesentliche Punkte in der Außenanlagenpflege. Im begrenzten Maße können wir durch kleinere Korrekturen am Bestand oder durch veränderte Pflegepraktiken mehr Vielfalt in der Artenzusammensetzung ermöglichen. Nachhaltige und wirtschaftlichere Ergebnisse lassen sich auf Dauer aber nur durch umsichtige und fachlich qualifizierte Umgestaltungen der Liegenschaften, der Auswahl standortgerechter Pflanzen und die Verwendung umweltfreundlicher, langlebiger Baustoffe erreichen. Das erzielen wir unter anderem mit:

Artenreichere Rasen und Pflanzflächen

  • Nährstoffärmere Flächen zu Wiesen oder ähnlichen Vegetationsbeständen aufwachsen lassen.
  • Rasenflächen mit Blumenzwiebeln bepflanzen.
  • Vorhandene Pflanzflächen mittels Blumenzwiebel, Stauden und Gehölzen blüten- und strukturreicher gestalten. Dabei vermehrt heimische Pflanzenarten einsetzen.

Lebensräume für Tiere

  • Künstliche Behausungen in Form von Nistkästen, Insektenhotels, Fledermauskästen, Totholzhaufen, Steinaufschichtungen schaffen.
  • Natürliche Behausungen sichern, indem msturz- oder bruchgefährdete Altbäume nicht gefällt, sondern auf ein sicheres Maß eingekürzt werden.

Extensivierung abgelegener Grünflächen

  • Abgelegene Grundstücksbereiche in ein Ruderalbestand überführen, das heißt in eine sich frei entwickelnde Vegetation.
  • Offene Bodenstellen in weniger repräsentativen Bereichen zulassen. Flache Wasserstellen, Versickerungsflächen oder kleinere Teiche installieren.